Aerztecoaching hat Premiere in der Schweiz


 

Zürich – Eine Hilfestellung für Aerztinnen und Aerzte in schwierigen Situationen bietet Dr. Brigitte Leuenberger mit ihrem „Coaching für Aerzte“ an. Zu ihren Kunden zählen Spitalärzte und Kollegen mit eigener Praxis.


 

Von Marc D. Herzka


 

Dass auch Aerzte nicht immer nur zuhören können, liegt eigentlich auf der Hand. Bisher gab es aber kaum Anlaufstellen für Kollegen, die sich ausserhalb des eigenen Familien- und Freundeskreises aussprechen wollten. Seit zwei Jahren trägt Dr. Leuenberger mit ihrem Angebot „Coaching für Aerzte“ diesem Bedarf Rechnung.


 

 Nach einigen Jahren in der Praxis (Spezialgebiet Hals-Nasen-Ohren) bildete sich die Kollegin verschiedenen Erwachsenenschulen weiter; unter anderem in Fächern wie Coaching in Team-Konstellationen, Karriereplanung und Persönlichkeitsentwicklung. Nach Abschluss dieser Fortbildung spezialisierte sie sich aufs Coaching für Aerzte, das sie in Einzelstunden oder als Gruppen-Workshops anbietet. Dieses Angebot ist bislang in der Schweiz einzigartig.


 

Da Dr. Leuenberger verschiedene ärztliche Berufssituationen aus eigener Erfahrung kennt, stösst sie bei ihren Kunden auf eine grosse Akzeptanz.


 

Orientierungshilfe in komplexen  Systemen

“Aerzte brauchen in den verschiedensten Situationen Coaching“, sagt die Kommunikationsfachfrau. “Sie arbeiten in den Spitälern zwar in Teams, sind jedoch letztlich Einzelkämpfer und haben bei beruflichen Problemen meist niemanden, an den sie sich vertrauensvoll wenden können. Oft besprechen Aerzte und Aerztinnen ihre Probleme mit dem eigenen Ehepartner. Der hat aber nur selten Einblick in die komplexen Systeme einer Spital – Hierarchie. Oft geht es für den Einzelnen darum, welche Aufstiegschancen er hat oder ob ihn jemand blockiert. Und auch der Arzt, der eine Einzelpraxis führt, braucht gute Perspektiven.“


 

Während ihrer ärztlichen Tätigkeit in Praxen und Spitälern stellte Dr. Leuenberger immer Kommunikationsdefizite fest. Viel zu oft wird der Arzt mit seinen Problemen allein gelassen, meint sie.


 

Auch der Altruismus hat Grenzen

“Aerzte verfügen über ein überdurchschnittliches Durchhaltevermögen. Sie haben es weitgehend verinnerlicht,immer für die Patienten da zu sein. Ihre eigenen Bedürfnisse – beispielsweise bezüglich der eigenen Lebensgestaltung – stellen sie meist hintenan. Es gibt Aerzte, die während Jahren in einem Spital arbeiten und erst wenn sie einmal selbst krank sind, dazu kommen, sich über ihr eigenes Leben einige grundsätzliche Gedanken zu machen. In solchen Situationen kommen sie dann nicht selten zu mir, um die eigene berufliche Situation mit einem Aussenstehenden zu analysieren.“


 

Im Gespräch zeigt sich dann oft, dass keine eigentliche Karrierenplanung vorhanden ist. Nicht wenige Aerzte nehmen eine Stelle im Spital an, ohne genau zu überlegen, was dies für ihren Lebenslauf oder ihre Karriere konkret bringt. Etwas Aehnliches lässt sich auch bei den Praxen feststellen: „Viele Aerzte beginnen die Tätigkeit ind einer eigenen Praxis, ohne darüber nachzudenken, wieviel Zeit sie für die Patienten oder die eigene Freizeit einsetzen wollen.“ Erst wenn Probleme auftauchen, wenn z.B. ein Kollege das Gefühl hat, dass die Anzahl der Arbeitsstunden sich nicht mit dem Honorar in Uebereinstimmung bringen lässt, beginnt das Innehalten und die Frage nach neuen Strategien.


 

Erschwerend kommt hinzu, dass während des Medizinstudiums nicht gelehrt wird, wie eine Karriere zu planen ist, wie man Beziehungen zu Patienten oder auch zum eigenen Personal managt. Im Berufsleben gibt es dann keine Anlaufsstelle, wo sich ein Arzt kompetent und diskret beraten lassen kann.


 

 

 

 

“Juristen oder Wirtschaftsstudenten lernen zum Beispiel, wie sie ihr Wissen an Kongressen optimal präsentieren können. Aerzten wird dies aus unerfindlichen Gründen nie beigebracht.“ Dr. Leuenberger plädiert dafür, dass auch in der medizinischen Ausbildung vermehrt Kommunikationsthemen aufgegriffen werden. Ausserdem bietet sie Fortbildungen zur professionellen Demonstration wissenschaftlicher Themen an.

 

Probleme bewusst machen

Dr. Leuenberger versteht sich ausdrücklich nicht als Psychologin, sondern als eine Person, die gemeinsam mit ihren Kunden Problemfelder des Alltags analysiert und Lösungsansätze erarbeitet. “Ich setze mich als Coach mit den Normalitäten des Berufslebens auseinander“. Es handle sich also nicht um die Analyse eines pathologischen Zustands, sondern um einen partnerschaftlichen Beratungsprozess. “Wichtig ist auch, dass ich die Schweigepflicht strikte einhalte,“ sagt Dr. Leuenberger. “Denn erst dann kann sich ein Klient im Gespräch öffnen.“ Die Aussagen werden von ihr auch nicht bewertet. Im Allgemeinen suchen wir zügig nach Lösungen.“

 

Ist beispielsweise ein Kollege mit seiner Spitalstelle nicht mehr zufrieden, wird zuerst eruiert, wo seine Stärken und Schwächen liegen und welche Visionen er für seine berufliche Zukunft hat. “Ein grosser Teil meiner Arbeit besteht darin, den Klienten bewusst zu machen, was sie eigentlich schon lange spüren.“


 

 Es gibt auch Aerzte, die sich von der eigenen Praxis regelrecht überfordert fühlen. Dann geht es darum, herauszufinden, ob die Probleme bei der Patientenbetreuung, im Team oder woanders liegen.



 

„Ich empfehle allen Kunden, einmal pro Jahr eine gründliche Zielbestimmung zu machen und herauszufinden, was sie eigentlich beruflich genau wollen. Für den einen Arzt ist es wichtig, möglichst viele Patienten zu betreuen, für einen anderen besteht die innere Zufriedenheit vielleicht eher darin, neben der Arbeit möglichst viel freie Zeit zu haben. Sich bewusst zu machen, was man eigentlich wirklich will und diese neuen Erkenntnisse in die eigenen Arbeitswelt zu integrieren, dies ist ein wichtiger Bestandteil meiner Tätigkeit.“


 

Die Einstellungen sind verschieden

Grundsätzlich unterteilt die Kommunikationsfachfrau Aerzte in vier verschiedene Typen: Zum ersten den „Brillanten“, der selbst für Kritik offen ist und professionelle neutrale Meinungen sucht, um sich, wenn möglich, weiter vorwärts zu bringen.

Dann gibt es den „Schlauen“, der weiss, dass es Verbesserungen und Erleichterungen geben kann, wenn man sich darum bemüht und der sich (meist heimlich) bereits seit längerer Zeit beraten lässt.

Ein dritter Typus ist der „Aufgeschlossene“: Er weiss, dass Verbesserungsbedarf besteht, aber nicht, wo und von wem er sich helfen lassen kann. Schliesslich gibt es noch den „Ueberheblichen“: Er ist von sich selbst so eingenommen, dass er denkt, es gäbe an ihm nichts zu verbessern.


 

“Coaching für Aerzte soll dabei helfen, unseren ‘Knopf im Kopf‘ zu lösen. Damit wir langfristig nicht nur gehört, sondern auch verstanden werden, um so ein erfolgreiches Berufsleben zu führen.“, fass Dr. Leuenberger zusammen.


 


 

Weiterführende Informationen sind erhältlich bei:

Coaching
Dr. med. Brigitte Leuenberger
Bahnhofstrasse 94
8001 Zürich

Tel. 044 720 38 41
Fax 044 720 38 54