Beruflicher
Wiedereinstieg für Mütter: Ja, aber wie?
Zurück in die
Berufswelt
Die Betreuungssituation für die Kinder ist geklärt.
Dem Wiedereinstieg steht nichts mehr im Weg. So ganz
problemlos finden Wiedereinsteigerinnen nicht in die
Berufswelt zurück. Eine Standortbestimmung.
Dürfen, müssen, sollen Frauen arbeiten oder nicht,
dürfen, sollen, müssen Frauen zu Hause bleiben oder nicht, was
schadet dem Kind, was nützt der Mutter? Statements wurden
schon von zahlreicher Seite und nicht zu knapp abgegeben. Für
jedes Argument gibt es ein Gegenargument, wir werden das Thema
nicht abschliessend klären, solange wir nicht mit Sicherheit
wissen, was unseren Kindern schadet. Gehen wir davon aus, dass Mutter sich
entschieden hat, Wiedereinsteigerin zu werden. Gehen wir davon
aus, dass Vater damit einverstanden ist, womöglich sogar noch
Aufgaben im Haushalt übernehmen möchte. Gehen wir davon aus,
dass die Betreuungssituation geklärt ist und wider Erwarten
ein Krippenplatz oder eine Ganztagesschule gefunden wurde.
Dann, denkt man, sollte doch alles ganz einfach sein. Frau
sucht sich einen Job und los geht's. Doch hier fangen die
eigentlichen Probleme erst so richtig an: * Was hat Frau für eine Ausbildung?
* Hat Frau überhaupt eine
Ausbildung? * Wie lange
liegt diese Ausbildung zurück? * Wie hat sich dieser Bereich in den letzten Jahren
verändert? * Möchte Frau in
dieser Sparte noch arbeiten oder sind andere Interessen
da? * Ist Frau bereit, noch
eine Zusatzausbildung zu machen?
Hindernisse für den Wiedereinstieg Auch heute noch verfügen
zahlreiche Frauen über gar keine Ausbildung. Nach dem
Schulabschluss haben sie geheiratet und in den meisten Fällen
mehrere Kinder aufgezogen, die jetzt aus dem Hause sind. Bis
zum Pensionsalter dieser Frauen muss nun ein kompletter
Lebensabschnitt noch sinnvoll gestaltet werden.
Eine grosse Gruppe an
Wiedereinsteigerinnen sind diejenigen, denen man nach der
Schule geraten hat, etwas «Zweckmässiges» zu machen wie z.B.
ein Handelsdiplom oder ein KV. Aus Sicherheitsgründen
sozusagen. Möglich, dass aufgrund der Lebenserfahrung sich
Frau mit ihrem einst erwählten Berufsziel nicht mehr
identifizieren kann. Viele Frauen haben sich mit Engagement in
sozialen Berufen eingesetzt (Kindergärtnerinnen,
Krankenschwestern, Erzieherinnen). Nach langwierigen
Erziehungsjahren, die mit zahlreichen sozialen unentgeltlichen
Aufgaben angefüllt sind, ist es ihnen oft verleidet, die einst
freudig durchgeführte Tätigkeit bis zum 60. Lebensjahr
wiederaufzunehmen. Dass sich in unserer schnell sich
entwickelnden Zeit Berufe rasant verändern, braucht fast nicht
erwähnt zu werden. Wer heutzutage im technischen oder im
wissenschaftlichen Bereich oder mit Computern arbeitet oder
dessen Beruf in den letzten Jahren vom «Handwerk» auf Computer
umgestellt wurde (Grafikerinnen, Architektinnen), kann nach
nur zweijähriger Pause den Anschluss fast nicht mehr finden.
Ausser er hat sich kontinuierlich weitergebildet. Nach
fünfjähriger Pause ist ein Wiedereinstieg in solchen Berufen
fast unmöglich, wenn nicht eine spezielle Zusatzausbildung als
Wiedereingliederung erfolgt.
Bedürfnisse formulieren Bei der Karriereplanung stellt man
überdurchschnittlich häufig fest, dass viele Berufstätige,
auch wenn sie kontinuierlich im Beruf tätig waren, kein Ziel
formulieren können. Ebensowenige haben sich bewusst Gedanken
darüber gemacht, was eigentlich ihren Fähigkeiten entspricht
und daher kennen sie weder das Spektrum dessen, wozu sie
befähigt sind, noch was ihren Bedürfnissen entspricht. Umso
schwieriger ist es nach langjähriger Pause, seine Bedürfnisse
formulieren zu können, zumal diese Reflexion eine gewisse
Musse erfordert, um den Gedanken freien Lauf zu lassen.
Durch das Leben im
häuslichen Bereich nimmt das Selbstbewusstsein rapide ab.
Selbst Frauen mit grosser Berufserfahrung stellen nach einer
Pause von nur einem Jahr fest, dass sie sich das, was sie
viele Jahre getan haben, nicht mehr zutrauen. Es besteht eine
grosse Distanz gegenüber der eigenen Arbeit. Dass diese Angst
unbegründet ist, zeigt sich meistens in den ersten
Arbeitstagen. Wenn nun in der Umgebung (Familie, Freunde) die
sogenannten und ach so beliebten Zweifler hinzukommen, bleibt
der Wiedereinstieg endgültig aus und weicht einer allgemeinen
Mutlosigkeit. Andernfalls findet sich Frau wie so oft in einer
subalternen Stelle wieder, die zwar nicht ihren Fähigkeiten
entspricht, auch nicht dem entspricht, was sie interessiert,
aber in der sie sich wenigstens sicher fühlt und nichts falsch
machen kann. Oder wie kommt es, dass wir plötzlich
Akademikerinnen als Verkäuferinnen oder als Empfangsdamen
antreffen? Schade - vom volkswirtschaftlichen Verlust gar
nicht zu sprechen. Je differenzierter und kritischer eine Frau
ist, desto schlimmer wird diese Problematik, denn desto mehr
reflektiert sie ihr eigenes Tun und kennt die beruflichen
Lücken und fachlichen Schwächen, die sie hat.
Zufriedenheit bei Arbeitgebern Dabei hat eine Nachfrage bei Arbeitgebern
gezeigt, dass sie mit wiedereingestiegenen Frauen
überdurchschnittlich zufrieden sind. Diese sind erstens hoch
motiviert und zweitens haben sie sich im Laufe der Jahre durch
ihre Managementaufgaben im Haushalt gewaltige organisatorische
Fähigkeiten angeeignet. Drittens haben sie gelernt, mehrere
Tätigkeiten gleichzeitig mühelos auszuführen.
Marschrichtung festlegen Schwieriger wird die Situation, wenn Frau
vor ihrer Mutterschaft keine Ausbildung machen konnte. Oder
eine Ausbildung absolviert, jedoch nie in diesem Beruf
gearbeitet hat. Man stelle sich den Mut vor, den eine Frau von
meist über 45 Jahren braucht, um sich zum ersten Male der
Arbeitssituation zu stellen. Sie hat vorher nie die Erfahrung
gemacht, dass gute Arbeit zum Erfolg führt und dass Erfolg und
Misserfolg bei der Arbeit immer gepaart sind. Wer spricht ihr
eigentlich Mut zu, dass sie es schaffen wird, gleichzeitig die
Familie zu meistern und die Schwierigkeiten zu bewältigen, die
ein ganz normaler Berufsanfänger hat? Was gilt es zu
tun? * Die
Ausgangssituation seitens familiärer Bedingungen und
Ausbildung muss analysiert werden. * Interessen, persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten
müssen herausgefunden und gewichtet werden. * Unter Beachtung aller Faktoren muss ein
Ziel festgesetzt werden. *
Die ersten Schritte zur Erreichung des Zieles müssen unter
Einhaltung eines Zeitrahmens formuliert werden.
* Der Mutigen, die sich
dieser Situation stellt, muss Mut zugesprochen werden. Wenn
die nötige Unterstützung aus der Umgebung fehlt, muss sie
professionell eingeholt werden.
In einer
ersten Phase gilt es zunächst sich Raum zu schaffen, da
zwischen Bauklötzen und Kochtöpfen kreative Gedankengänge
nicht entstehen können. Wie dieser erste geschaffene Freiraum
genutzt wird, ist zunächst zweitrangig. Hauptsache ist, dass
die Gedanken wieder zum Fliessen kommen. Diese Phase kann
durchaus unter dem Motto stehen: Dinge tun, die Freude bringen
und die man schon immer tun wollte. In einem weiteren Schritt
kann durch spezielle Beratung weitergeholfen werden. Wichtig
ist, dass der Berater neutral und nicht in die Situation
verstrickt ist. Es geht darum, für jede Frau in
Einzelgesprächen oder auch in Gesprächen mit dem Ehepartner
deren Bedürfnisse ausfindig zu machen und deren Möglichkeiten
zu analysieren. Oft kann bereits in einem ersten Gespräch eine
Marschrichtung festgelegt werden. Die Aufgabe der Beraterin
ist es, die Frau und deren Familie so lange zu begleiten, bis
ein Weg erkennbar und zur Umsetzung dessen der erste Schritt
festgelegt ist. Den Zeitpunkt, das Coaching zu beenden, legt
die Beratene selbst fest.
Bestätigung und Anerkennung Eine Beratung in Anspruch zu nehmen kostet
Überwindung. Da sich Frauen oft in einer finanziellen
Abhängigkeit befinden, werden sie sich schwer tun, den Mann um
finanzielle Unterstützung zu bitten. Es sei also an dieser
Stelle an die Ehemänner appelliert, ihre Frau einerseits
inhaltlich zu unterstützen und ihr andererseits professionelle
Beratung zu finanzieren. Viele Männer werden von sich aus am
bestehenden System nicht rütteln, denn es gehört für die ganze
Familie die Bereitschaft dazu, die bekannten Modelle gegen
neue, ungewisse Modelle auszutauschen. Dies ist zusätzlich zu
den anfangs entstehenden Zusatzkosten nicht nur unbequem,
sondern schafft auch Ängste. Wenn der gewünschte
Wiedereinstieg gelingt, der Anschluss an die Welt draussen
gefunden wurde, wird die betroffene Frau Bestätigung und
Anerkennung ausserhalb der Familie finden. Die so erlangte
Zufriedenheit wird sich auf die gesamte Familie inklusive den
Ehemann auswirken.
http://www.wefa.ch/ Wefa-Wiedereinstieg für Frauen in die Arbeitswelt.
Programm der jungen Wirtschaftskammer mit Kursen für Frauen
aus verschiedenen Branchen.
http://www.erwachsenenbildung.ch/ Schweizerische
Vereinigung für Erwachsenenbildung. Vielfältiges Angebot an
Seminaren, Kursen und Weiterbildungen in den verschiedensten
Berufszweigen.
http://www.berufsberatung.ch/ Zentralstelle für
Berufsberatung. Schweizerisches Verzeichnis mit den kantonalen
Berufsberatungsstellen.