Nach der Babypause den Weg zurück ins Berufsleben finden
Nach der Familienpause wieder in den Beruf einsteigen: Für viele Frauen ein wirtschaftliches Muss, für einige undenkbar, für die meisten aber, nämlich rund drei Viertel der Mütter, eine lockende Herausforderung. Doch Wiedereinsteigerinnen haben es nicht ganz einfach. Ist die erste Frage - das Organisieren der Kinderbetreuung - geklärt, stellen sich neue. Die nächste: Wo überhaupt anfangen? So eben mal die Zeitung aufschlagen und sich auf ein Inserat hin bewerben, «so einfach ist es für die wenigsten Frauen, die nach einer Pause wieder zurück ins Berufsleben möchten», sagt eine, die es wissen muss: Brigitte Leuenberger, einst auch eine Wiedereinsteigerin und heute selbstständige Coaching-Fachfrau. Die Berufe verändern sich zurzeit rasant und verlangen nach ständiger Weiterbildung. Gerade in den Branchen Technik, Informatik und Wissenschaft ist es heutzutage schwierig, auch nach erst zweijähriger Pause den Anschluss zu finden. Es sei denn, frau habe sich weitergebildet. Und selbst im «klassischen» kaufmännischen Bereich sei es «problematisch, nach vier Jahren den Anschluss zu finden», erklärt Jobvermittlerin Gabriela Zürcher von der Manpower AG, Liestal. Fehlendes Selbstbewusstsein Der Weg über Stellenanzeiger oder -vermittlung gehört sowieso nicht unbedingt zu den «first steps» von Wiedereinsteigerinnen. Denn ein weitaus grösserer Teil findet sich in einer «Wolke»: Frau weiss nicht, was sie will. Und noch weniger, was sie kann. «Die meisten Frauen können ihr Berufsziel gar nicht formulieren», sagt Leuenberger. Ausserdem nehme bei den meisten Frauen das Selbstbewusstsein während einer Berufspause rapide ab. Die Distanz gegenüber der ehemaligen Tätigkeit werde bei manchen plötzlich so gross, «dass sie sich nichts mehr zutrauen». Nicht selten finde man solche Frauen schliesslich in einem Job, in welchem sie sich zwar «sicher» fühlten, der sie jedoch weder interessiert noch ihren Fähigkeiten entspreche. Auch Susanne Sengstag, Psychologin und Beraterin bei professionnELLE, Liestal, der Kontaktstelle für Frau und Arbeit, kann diese Beobachtung teilen: «Viele Frauen sind sich ihrer Fähigkeiten gar nicht bewusst. Sie wissen nicht, was sie wert sind, es fehlt an Selbstwertgefühl.» Es gebe Frauen, so Sengstag, die auf die Frage nach ihrem Können schlicht mit «nichts» antworteten. Frage man nach, so kämen dann Antworten wie «Mittagstisch auf die Beine gestellt» oder im «Gemeinderat tätig sein». Es gibt ein breites Hilfsangebot Doch gerade für Wiedereinsteigerinnen ist es wichtig, über die eigenen Qualitäten, Fähigkeiten und Berufswünsche im Bild zu sein. Um dies herauszufinden, gibt es verschiedenste professionelle Hilfen: die kantonalen Berufsberatungen einerseits, andererseits spezielle auf Frauen ausgerichtete Kontaktstellen wie beispielsweise professionnElle in Liestal, WEFA in Zürich und fraw in Bern, aktuelle Kurse wie CH-Q (Schweizerisches Qualifikationsprogramm zur Berufslaufbahn) sowie private Coaching-Beratungsstellen. Dort können sich Frauen die nötigen Infos und die nötige Literatur holen oder persönliche Beratungsgespräche führen. Und sich unverbindlich einen Überblick über die aktuelle Bildungs- und Arbeitssituation erarbeiten. Oft reiche auch ein einmaliges Beratungsgespräch, und «schon hätten die Frauen den nötigen Anfangskick für ihren weiteren Weg», wie Sengstag erklärt. Andere brauchen mehrere Gespräche. «Die Frauen verspüren bei uns keinen Leistungsdruck», so Sengstag weiter. Dies werde geschätzt. Eine ganz neue Richtung wählen Viele Wiedereinsteigerinnen wiederum sind auch auf der Suche nach etwas gänzlich Neuem. Familienpause bedeute auch einen Reifeprozess, und nicht selten «suchen sich die Frauen eine ganz neue Arbeit, Aus- oder Weiterbildung», wie Ida Vischer, Leiterin Beratungs- und Informationszentrum BIZ, Liestal, weiss. Gerade die nicht mehr ganz jungen Wiedereinsteigerinnen knüpften weniger an den bisherigen Beruf an. Klarheit über die eigenen beruflichen Vorstellungen verschafft ganz gezielt beispielsweise auch das 16-wöchige Teilzeitprogramm von lavorELLE: Frauen, die den Weg zurück ins Berufsleben planen, können Wissenslücken stopfen, ein Praktikum absolvieren und ein Coaching in Anspruch nehmen. Erfolge werden aber auch sonst verbucht, denn der optimale Weg zurück ins Berufsleben existiert nicht. Das Wichtigste sei, dass die Frauen ermutigt und unterstützt würden. Denn es gebe immer «tausend Möglichkeiten» für einen Wiedereinstieg. Für Frauen mit und für Frauen ohne Ausbildung. Links:http://www.professionnelle.ch (Kontaktstelle Frau + Arbeit) oder http://www.berufsberatung.ch (Berufsberatungsstellen) oder http://www.w-a-b.ch (Weiterbildungs-Angebots-Börse) Von Nicole Thommen-Gebauer
Frauen brauchen «Rückenwind»
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